Wenn wir uns in unserer räumlichen Umwelt bewegen, sammeln wir – bewusst und unbewusst – Informationen über diese. Diese Informationen werden in eine räumliche Vorstellung, in eine «kognitive Karte» übersetzt. Im Prozess des «kognitiven Kartierens» wird die Vorstellung stetig ergänzt und verfeinert. Markante Orte und herausragende Gebäude sind Schlüsselpunkte. Der Streckenplan der persönlich zurückgelegten Wege wird aufgrund von Erfahrung zu einem räumlichen Bezugsnetz verknüpft. Die Abbildung, die im Kopf entsteht, hat eine persönliche Ausprägung (je nachdem, welche Wege man häufig geht) und weist Verzerrungen und weisse Flecken auf. Die «kognitiven Karten» sind die Grundlage der Orientierung im Raum. Mit ihrer Hilfe lokalisieren wir unser Ziel und entscheiden, welchen Weg wir wählen. Auf dem Weg zum Ziel wird die Umwelt immer wieder gelesen und überprüft, ob man sich noch auf dem richtigen Weg befindet. Die Art der Fortbewegung hat einen grossen Einfluss auf das entstehende Bild. Den direktesten Kontakt mit der Umwelt bietet das Gehen. Hier kann die räumliche Abfolge und die Geschwindigkeit einer Erfahrung aktiv gesteuert werden. So entstehen sehr differenzierte «Karten».
Vgl.: Peter G. Richter (Hg.), Architekturpsychologie, Lengerich 2004