Im Rahmen der Veranstaltungsreihe «OPEN*AFF» von «Affspace – Offspace für Architektur» und «Open House Bern» lud lerjentours zu einem Erkundungsexperiment entlang der viel befahrenen und von Grossbauten flankierten Eigerstrasse in Bern. Ein ungewöhnlicher Sonntagsspaziergang.
«Vom Unort ins Quartierzentrum, vorbei an vielen Massagestudios und Schönheitssalons. Mehr Schönheit für die Umgebung? Das Laute ausblenden ist schwer, das Schöne sehen ist leichter. Die Strasse zu lesen, bringt so manch Originelles hervor. Ein neuer Blick auf Altbekanntes!»
«Verkehrslärm kennt verschiedene Himmelsrichtungen.»
«Wenn der Verkehr stumm ist, wird es gefährlich. Mit dem Gehör nehme ich den Raum wahr, den ich nicht sehe.»
Time Travel: Hamburg Holstenplatz by Jan Kamensky, CC BY-NC-SA 4.0
Lässt sich eine Stadt ohne Autos denken? Wie würde eine autofreie Stadt aussehen? Mehr Platz für Fussgänger*innen, verbesserte Luftqualität, weniger Lärm, soziale Treffpunkte. Wir waren unterwegs im Pilot «Quartierblock», schnüffelten zum letzten Mal Benzin an der Tankstelle, hörten von der Verkehrswende-Initiative und diskutierten mit Gesprächspartner*innen über diese Fragen.
Der Schweizer Soziologe Lucius Burckhardt wurde 1925 in Davos geboren. In den 1970er Jahren entwickelte er mit seiner Frau Annemarie Burckhardt-Wackernagel, seinen Studierenden und eingeladenen Künstler*innen in Kassel die «Spaziergangswissenschaft», auch «Promenadologie» genannt. Die Spaziergangswissenschaft hinterfragt auf fussgängerisch-experimentelle Weise unsere Wahrnehmung der Umwelt. 1925 wurde ausserdem – nach 25 Jahren «Autoverbot» in Graubünden – das private Automobil in Graubünden zugelassen. «100 Jahre Lucius und Annemarie Burckhardt» und «100 Jahre Automobil in Graubünden» nimmt lerjentours gemeinsam mit dem Spaziergangswissenschaftler Christian Ratti zum Anlass für einen Versuch in Davos: Lässt sich die (stark befahrene) Promenade in Davos «promenadologisch» erkunden? Beim Versuch mit dabei: eine winzige Schnecke aus der Sammlung, die Burckhardt in seiner Jugend in Davos angelegt hat. Komm an die Davoser Promenade zwei Tage vor dem World Car-Free Day und spaziere mit.
Freitag, 19. September 2025 Umwidmung von Autoparkplätzen entlang der Davoser Promenade, anlässlich des internationalen PARK(ing) Day
Samstag, 20. September 2025, 12–16 Uhr Promenadologische Begehung der Davoser Promenade Treffpunkt: 12 Uhr am Bahnhof Davos-Platz Ende: Bahnhof Davos-Dorf Picknick mitbringen
Ein Projekt der Spazierkünstlerin Marie-Anne Lerjen und des Spaziergangswissenschafters Christian Ratti in Zusammenarbeit mit dem Forum Bau + Kultur Davos
Mit Unterstützung der AUTO FREI AG und der Lucius-und-Annemarie-Burckhardt-Stiftung
«Davon also, von der Verschandelung oder Verbesserung der Landschaft durch die Autobahn und ihre Folgebauten, sei hier für einmal nicht die Rede; vielmehr sprechen wir darüber, dass das Verkehrsmittel, also das Auto, unsere Wahrnehmung der Landschaft beeinflusst.»
Lucius Burckhardt, «Landschaft und Automobil» (1988), in: ders., Wer plant die Planung? Hg. von Jesko Fezer und Martin Schmitz, Berlin: Martin Schmitz Verlag, 2014, S. 346.
Was ist Jane’s Walk? Jeweils Anfang Mai findet rund um den Globus die internationale Aktion Jane’s Walk statt. Alle sind herzlich eingeladen, an diesem Wochenende Spaziergänge zu veranstalten. Auf einem gemeinsamen Weg durch das Quartier können Orte und Geschichten, die unseren städtischen Alltag prägen, lebendig vermittelt werden. Jane’s Walk möchte den Austausch fördern und damit Nachbarschaften stärken. Jane’s Walk wurde 2007 in Toronto (Kanada) im Gedenken an die amerikanische Stadtaktivistin Jane Jacobs (1916–2006) ins Leben gerufen. Seither ist die Zahl der veranstalteten Spaziergänge stetig gestiegen. 2016 fanden weltweit über 1’000 Spaziergänge statt. 2017 feierte Jane’s Walk das Zehnjährige. „Jane’s Walk 2025“ weiterlesen
Wenn die ersten Sonnenstrahlen die Atmosphäre treffen, kann man mit ein wenig Glück ein Zwitschern hören. Ionisierte Teilchen fallen zur Erde und erreichen uns als Radiowellen. Sonargeräte im Meer melden jetzt eine Abwärtsbewegung des «Bodens» – das Plankton beginnt seine Wanderung in tiefere Schichten. Über Bäumen und Dächern erhebt sich der Vogelchor und das Cortisol bereitet die noch schlafenden menschlichen Körper auf das Aufwachen vor. Wir waren dann bereits unterwegs auf einem gemeinsamen Spaziergang in die Morgendämmerung.
Mit der Erfindung des Telefons wurde es möglich, zeitgleich mit Personen zu sprechen, die sich an einem ganz anderen Ort befinden. Während es anfänglich nur ausgewählte Läden oder Büros waren, welche über «Fernsprechapparate» verfügten, tauchten diese mit der Zeit auch im öffentlichen Raum auf. Offensichtlich ging man davon aus, dass es für diese Gespräche einen geschützten Raum braucht. So entstand die Telefonkabine. Heute, wo wir immer und überall telefonieren, sind die übriggebliebenen nur noch Relikte. Doch durch sie ist der «eingehüllte Raum» mit seinem konkreten Standort immer noch erfahrbar. Die Ausstellungs-Aktionen von lerjentours für den Kunstraum ring ring verstehen sich als Hommage an diese Raumkapseln. Es entstand eine Performance, eine interaktive Installation und ein Walk.
Wie ist das Wetter gerade jetzt? Welchen Einfluss hat das Wetter auf die sinnliche Erfahrung vor Ort? lerjentours verbrachte im Oktober 2024 vier Wochen als Artist in Residence der Bibliothek Andreas Züst im Hotel Alpenhof auf dem St. Anton (1110 m.ü.M.) (Kt. Appenzell). Sie stellte sich fast täglich dem Wetter auf der gleichen Route. Auf einem gemeinsamen Spaziergang durchs Wetter in Zürich brachte sie diese Erfahrungen in einem gesprochenen Essay zusammen. Einbezogen war auch der neuste Bericht der Weltwetterorganisation (11.11.2024).
Seit 2019 gibt es das Eck als experimentellen Ausstellungsort in Aarau (und leider nur noch bis Ende 2024). In der letzten Ausstellung arbeiteten die Künstlerinnen Esther Amrein und Rosângela de Andrade Boss als Duo zusammen (bis 13. Dez. 2024). Sie fanden die Motive für ihre Bilder auf Stadtrundgängen in Aarau. Aus dem gesammelten Material entstanden Monotypien und Zeichnungen, die nach und nach die Installation erweiterten.
Als «Special» zur Ausstellung lud lerjentours am 6. Dezember 2024 zu einen ungewöhnlichen Stadtrundgang. Vom Eck aus machten wir uns auf zum Explorieren von Ecken im Stadtraum. Lustvoll bogen wir gemeinsam um die Ecke.
«Mit Wolken gehen möchte ich wandern» heisst die Ausstellung mit Bildern von Karl Uelliger, die im Open Art Museum in St. Gallen läuft (5.9.24-23.2.25). Das Motto passte zur künstlerischen Residenz von lerjentours im Hotel Alpenhof auf dem St. Anton (Oberegg AI). Als Stipendiatin der Bibliothek Andreas Züst stellte sie sich im Oktober 2024 dem Wetter fast täglich auf der gleichen Route. Und dieses verändert sich auf dem St. Anton in spektakulärer Weise. Im Sinne einer «Sensuous Geography» ging es um das Eintauchen in den Ort mit allen Sinnen. Am Ende der Residency lud sie zu einem gemeinsamen Spaziergang:
In einer sich schnell transformierenden Stadt sind sie vom Aussterben bedroht: die Teppichstangen. Sie gehören zu vielen Siedlungen der 1950er und 1960er Jahre. Da diese in Albisrieden, wie in vielen anderen Zürcher Aussenquartieren, durch Ersatzneubauten immer mehr verschwinden, ist es höchste Zeit ihnen mal nachzugehen. Damit verknüpft sind Geschichten von Teppichen, Klopfern, Frauenarbeit und mehr. lerjentours lud zu einem performativen Spaziergang.
DURCHFÜHRUNG im Rahmen von OPEN HOUSE ZÜRICH Plus+: Mittwoch, 25. September 2024, 18.00 Uhr Treffpunkt: Rote Rundbank, Kreuzung Letzigraben/Fellenbergstrasse, Zürich Dauer: 1.5 Stunde Ausschreibung: OPEN HOUSE ZÜRICH