Schnee hüllt alles ein und verändert die Welt auf wundersame Weise. Kein Wunder fällt Schnee auch in viele literarische Texte. So dichteten Robert Walser und Sarah Kirsch vom Schnee. lerjentours lud anlässlich des Literaturfestivals «Zürich liest» zu einem literarischen Schnee-Spaziergang. Dauer 1.5 Stunde.
Jedes Jahr 1 Schneegedicht.
Texte: Marie-Anne Lerjen
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alles schneebedeckt, diese
schneemassen.
dazu schneetreiben, monochrom.
mit laufwiderstand
zu erfahrungen
von schnee.
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wasserdampfmoleküle
lagern sich an
eiskeime
gasförmig wird fest
immer im sechseck
schneekristalle
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auf der höchsten spitze des berges herr tyndall
ein schauer von gefrorenen blumen
alle sechsblättrig seitlich wie farnkräuter
abgerundet pfeilartig gezahnt
liebliche frostblüthen
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bei minus zwanzig grad
der apparatus von dr. ukichiro nakaya
die spitze eines kaninchenhaars
bindet kristallform
erster künstlicher schnee
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schnee
weiss
alles
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schnee fiel. viel schnee. es war
wie ein verabredetes zeichen.
sie nahmen ihre schneeschaufeln
und trafen sich auf der grossen,
offenen brache. dort bauten sie
eine stadt aus schnee.
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es ging um schnee
doch es schneite nicht
wir gingen
es war ende oktober
es ging um schnee
doch es schneite nicht
und scheinte doch unentwegt
in bildern