
Der Schweizer Soziologe Lucius Burckhardt wurde 1925 in Davos geboren. Das Automobil begann die Welt zu erobern, aber noch nicht den Luftkurort in den Bergen. Seit 1900 galt ein generelles «Autoverbot» in Graubünden. Burckhardt kam zwischen zwei Volksabstimmungen zur Welt. Im Januar 1925 hiess es noch «Nein» zum Auto, im Juni dann «Ja». Seit 100 Jahren ist das private Automobil in Graubünden zugelassen. Mit den Auswirkungen des Automobils auf unsere Lebenswelt hat Burckhardt sich fortwährend auseinandergesetzt. In den 1980er Jahren entwickelte er mit seiner Frau Annemarie Burckhardt-Wackernagel, seinen Studierenden der Landschaftsplanung und eingeladenen Künstler*innen in Kassel die «Spaziergangswissenschaft», auch «Promenadologie» genannt. Die Spaziergangswissenschaft hinterfragt auf fussgängerisch-experimentelle Weise unsere Wahrnehmung der Umwelt. «100 Jahre Lucius und Annemarie Burckhardt» und «100 Jahre Automobil in Graubünden» nehmen der Spaziergangswissenschaftler Christian Ratti und die Spazierkünstlerin Marie-Anne Lerjen zum Anlass für einen Versuch in Davos: Lässt sich die (stark befahrene) Promenade in Davos «promenadologisch» erkunden? Beim Versuch mit dabei: eine winzige Schnecke aus der Sammlung, die Burckhardt in seiner Jugend in Davos angelegt hat. Komm an die Davoser Promenade zwei Tage vor dem World Car-Free Day und spaziere mit.
Freitag, 19. September 2025
Umwidmung von Autoparkplätzen entlang der Davoser Promenade, anlässlich des internationalen PARK(ing) Day
Samstag, 20. September 2025, 12–16 Uhr
Promenadologische Begehung der Davoser Promenade
Treffpunkt: 12 Uhr am Bahnhof Davos-Platz
Ende: Bahnhof Davos-Dorf
Picknick mitbringen
Ein Projekt der Spazierkünstlerin Marie-Anne Lerjen und des Spaziergangswissenschafters Christian Ratti in Zusammenarbeit mit dem Forum Bau + Kultur Davos
Mit Unterstützung der AUTO FREI AG, der Lucius-und-Annemarie-Burckhardt-Stiftung und SWISSLOS/Kulturförderung, Kanton Graubünden.
Flyer: Promenadologie auf der Promenade
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«Ein Anliegen der von uns so genannten Spaziergangswissenschaft muss es also sein, gleichzeitig mit der Wahrnehmung auch die Determiniertheit unserer Wahrnehmungsformen aufzuzeigen, so dass auch neue und ungewohnte Beurteilungen altbekannter Situationen möglich werden.»
Lucius Burckhardt, «Spaziergangswissenschaft», in: ders., Warum ist Landschaft schön? Die Spaziergangswissenschaft, Berlin 2006, S. 259.
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© Christian Ratti