Weichbild der Stadt

«Da habe ich nun immer nur vom Spazieren in der Stadt gesprochen. Nicht von der merkwürdigen Zwischen- und Übergangswelt: Vorstadt, Weichbild, Bannmeile mit all ihrem Unaufgeräumten, Stehengebliebenen, mit dem plötzlich abschneidenden Häuserreihen, den Schuppen, Lagern, Schienensträngen und dem Fest der Laubenkolonien und Schrebergärten. Aber da ist schon der Übergang zum Lande und zum Wandern. Und das Wandern ist wieder ein ganz andres Kapitel aus der Schule des Genusses als das Spazierengehn.»

Franz Hessel, Von der schwierigen Kunst spazieren zu gehen, aus: Ermunterung zum Genuss, Berlin 1981

Freundliches Anschauen

«Ist also die Strasse eine Art Lektüre, so lies sie, aber kritisiere sie nicht zu viel. Finde nicht zu schnell schön oder hässlich. Das sind ja so unzuverlässige Begriffe. Lass dich auch ein wenig täuschen und verführen von Beleuchtung, Tageszeit und dem Rhythmus deiner Schritte. Das künstliche Licht, besonders im Wettstreit mit einem Rest Tageslicht und Dämmerung ist ein grosser Zauberer, macht alles vielfacher, schafft neue Nähen und Fernen und ändert aufleuchtend und verschwindend, wandernd und wiederkehrend noch einmal Tiefe, Höhe und Umriss der Gebäude. […] Vom freundlichen Anschauen bekommt auch das Garstige eine Art Schönheit ab. Das wissen die Ästheten nicht, aber der Flaneur erlebt es.»

Franz Hessel, Von der schwierigen Kunst spazieren zu gehen, aus: Ermunterung zum Genuss, Berlin 1981

«Zürich liest» im Gehen

Vom 25. bis 28. Oktober 2012 ging zum zweiten Mal «Zürich liest», das grösste Literaturfestival der Schweiz, über die Bühnen und durch die Buchhandlungen und Verlage von Zürich, Winterthur und Umgebung. Nach der erfolgreichen Neulancierung 2011 wartete diese Ausgabe mit einem randvollen, reichhaltigen Programm mit über 150 Lesungen und literarischen Veranstaltungen auf. lerjentours lud in Winterthur und Zürich zu einem ausgewählten Spaziergang ein, der von literarischen Texten über das Gehen begleitet wurde. Dauer 1.5 Stunden. „«Zürich liest» im Gehen“ weiterlesen

Züri z’Fuess: Unterwegs rund ums Wasser

Im Auftrag und in Zusammenarbeit mit dem Tiefbauamt der Stadt Zürich hat lerjentours den neuen Spazierplan «Züri z’Fuess: Unterwegs rund ums Wasser« konzipiert und verfasst. Der Rundgang zu Fuss entlang der Zürcher Gewässer zeigt auf, wie Wasser den Siedlungsraum der Stadt Zürich prägt. Gleichzeitig vermittelt er Wissenswertes zu diesem vielfältigen Element, das Lebenselixier und Naturgewalt zugleich ist. „Züri z’Fuess: Unterwegs rund ums Wasser“ weiterlesen

Geleit

Film «Geleit» für brig:bewegt

Die Projekteingabe von Marie-Anne Lerjen und der Fotografin Maurice K. Grünig für brig:bewegt wurde im Februar 2012 zur Realisierung ausgewählt. Der entstandene Film «Geleit» war vom 27. September bis am 25. Oktober 2012 in Brig-Glis (VS) zu sehen und konnte vom 16. November bis 13. Dezember 2012 an der ETH Zürich gezeigt werden. „Geleit“ weiterlesen

Geh den Umraum

Auf Einladung der Künstlerin Martina Vontobel konzipiert lerjentours einen Walk zur Installation «oberflächig»_ Augenblicke vor Ort im KunstRaum R57 in Zürich. Während die Installation den städtischen Kontext in den Ausstellungsraum hineinbringt, wird beim Walk auf einem gemeinsamen stillen Spaziergang die Galerie in ihrem konkreten städtischen Umfeld verortet. Dauer 1.5 Stunden. „Geh den Umraum“ weiterlesen

Beim Gehen

Der Weg oberhalb von dir. Der Weg, der oben durch führt. Du gehst. Eigentlich unten. Eigentlich unterhalb des Wegs. Du direkt unterhalb des Wegs und der Weg direkt über dir. Oberhalb von deinem Kopf. Du spürst ihn. Nicht mit den Füssen. Mit dem Kopf. Mit dem Scheitel. Der Weg führt oben entlang deinem Scheitel. Du gehst ihn. Gehst den Weg, aber unter ihm durch. Nicht gebeugt, aufrecht. Gehst aufrecht unter ihm durch und berührst ihn nicht. Die Füsse gehen, aber sie berühren ihn nicht, den Weg. Der Weg geht oberhalb von dir.

Text: Marie-Anne Lerjen
Mai 2012

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Walking now

The way above you. The way that leads above you. You walk. Actually below. Actually beneath the way. You, directly under the way, the way directly above you. You feel it. Not with the feet. With the head. Through the skull. The way leads above, along your skull. Your walk it. You walk the way, but underneath and trough it. Not bent over, but upright. You go along underneath but you don’t touch it. The feet move, but the way they don’t touch it. The way is above you.

This English Translation has been made on the third day’s walk of Sideways festival 2012 in Belgium with the help of Hilary Ramsden, assistant to the walking library project.